Aris Alexander Blettenberg, Klavier
Thomas Guggeis, Dirigent
Heroisch?
In der Charakteristik der Tonarten wird Es-Dur üblicherweise mit Heldenhaftigkeit verbunden, so auch Beethovens fünftes Klavierkonzert, im englischen Sprachraum „Emperor“ –„das Kaiserliche“ – genannt. Stand die „Eroica“, Beethovens dritte Sinfonie in Es-Dur, bei der Prägung der Tonart möglicherweise Pate? Die Auseinandersetzung des Komponisten mit Napoleon? Denn bei Beethovens früher Klavier- oder Kammermusik trifft diese Charakteristik keinesfalls zu, ebenso wenig bei den anderen Klassikern oder der noch älteren Musik. Wenn man sich seinem fünften Klavierkonzert unvoreingenommen nähert, entdeckt man darin überdies Lyrisches und Sperriges, man findet Brüche und trifft auf Fragen.
Auch Sibelius’ Fünfte in Es-Dur entzieht sich einer klaren Einordnung ins Heroische. Wirbelnd und kreisend erscheint der erste Satz, glänzend das Scherzo, liedhaft der dritte, schroff der letzte Satz. Vielleicht sollten wir uns von Tonarten-Vorurteilen doch besser verabschieden und Musik neu erleben?
Ein sehr ambivalenter Held ist auch die Goethe’sche Figur des Faust. Ein frühes Faust-Portrait zeichnet die Ouvertüre von Emilie Mayer, deren bedeutendes kompositorisches Oeuvre seit ihrem 200. Geburtstag 2012 immer häufiger ins Repertoire zurückfindet.