Aris Quartett
Frei, aber einsam
Neben Mozarts Adagio und Fuge präsentiert das Frankfurter Aris Quartett zwei überaus gewichtige Werke der Quartett-Literatur. Dass Schostakowitsch in seinem dritten Quartett das Schicksal Russlands im Zweiten Weltkrieg verarbeite, wurde daraus abgeleitet, dass die einzelnen Sätze ursprünglich auf den Krieg weisende Überschriften trugen, die der Komponist später jedoch entfernte. Nach einer anderen Interpretation folgt das fünfsätzige Werk in Abfolge und Grundstimmung der Tradition der jüdischen Hochzeitsmusik, die ebenfalls in fünf Teile gegliedert ist. In jedem Falle ist es ein Werk von epischem Charakter und eines der gewichtigsten der insgesamt fünfzehn Quartette des Komponisten.
„Frei, aber einsam“, dieses Motto des Geigers Joseph Joachim bildet die Keimzelle des zweiten Streichquartetts von Johannes Brahms. Seine Verwendung durch die Tonfolge F-A-E gleich zu Beginn des ersten Satzes und am Ende des Schlusssatzes deutet auf eine heimliche Widmung an seinen Freund Joseph Joachim hin. Dass Brahms die Komposition dieses Quartetts (und seiner Schwester, des ersten Quartetts in c-Moll) so schwer von der Hand ging, dass er sie eine „Zangengeburt“ nannte, hört man dem Werk nicht an, so geschlossen und stimmig wirken Motive und Verarbeitung. Die Arbeit daran sei so mühsam gewesen, weil er „Respekt vor der Druckerschwärze“ gehabt habe, bekannte er einmal später.