Michael Barenboim, Violine
Thomas Guggeis, Dirigent
Grandioses in h-Moll
„Wenn Sie wissen wollen, wen ich für den wichtigsten lebenden Komponisten halte, so sage ich ohne zu zögern: Elgar. Ich stelle ihn auf die gleiche Stufe mit meinen Idolen Beethoven und Brahms, er entstammt derselben noblen Familie. Seine Einfallskraft, seine Orchestrierung, seine Harmonie, seine Größe: All das ist wundervoll. Und alles ist reine, unaffektierte Musik. Ich wünschte, Elgar würde etwas für die Violine komponieren.“ Fritz Kreislers Wunsch, 1908 begeistert gegenüber einer britischen Zeitung geäußert, sollte schon bald Wirklichkeit werden: Zwei Jahre später vollendete Edward Elgar sein Violinkonzert in h-Moll, ein Stück von gewaltigen Ausmaßen und exorbitantem spieltechnischem Anspruch, das er Kreisler widmete und das auch von diesem aus der Taufe gehoben wurde, unter der Leitung des Komponisten. Ähnlich Tschaikowskys Sechste Sinfonie: Auch sie ein groß dimensioniertes Werk in h-Moll, dessen Uraufführung vom Komponisten selbst dirigiert wurde. Die „Pathétique“ konzipierte Tschaikowsky in der Absicht, „eine grandiose Sinfonie zu schreiben, die den Schlussstein meines ganzen Schaffens bilden soll“. Worin eine Todesahnung mitschwingt, die sich schon bald bewahrheiten sollte: Nur neun Tage nach der St. Petersburger Uraufführung im Herbst 1893 starb Tschaikowsky einen überraschenden Tod. Als „Requiem“ wurde und wird diese Sinfonie gerne bezeichnet, was den niederschmetternden und todtraurigen Ecksätzen gerecht werden mag – aber die geschmeidige Eleganz des zweiten Satzes ebenso ignoriert wie die triumphalen Steigerungen des Marsch-Satzes. Es ist der „ganze Tschaikowsky“, der uns in der „Pathétique“ begegnet, in all seinen Ausdrucks-Schattierungen!